5. Der Krämerturm

Die Feststellung seiner Bauzeit ist ziemlich problematisch. Zuerst glaubte man, dass er in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut worden war. Die in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts durchgeführten Forschungen wiesen jedoch nach, dass es viel später erfolgen musste. Der Name des Gebäudes ist sehr alt und knüpft an Krambuden an, von denen es früher umgeben war. Die einzige und sehr lakonische Beschreibung des zweiten Rathauses kommt aus den zwanziger Jahren des 17. Jahrhunderts und bezieht sich auf das Jahr 1538. Ihr Autor, der Bürgermeister der Stadt Lubań und ein eminenter Chronikenschreiber Christoph Wiessner schrieb, dass Probleme mit dem alten, zerstörten Gebäude schon seit vielen Jahren dauerten. Er wies darauf hin, dass die Konstruktion baufällig war und die Wände mit Holzpfählen abgestützt wurden. Viel zu wünschen liess auch die Funktionalität des Rathauses übrig. Es betraf vor allem die Räume, die als Wein- und Bierkeller benutzt wurden. Ausserdem war der Tanzsaal viel zu klein. Unter diesen Umständen entschieden sich die Ratsherren dafür, das Rathaus abzubrechen. Im Jahre 1539 baute man den grösseren Teil ab und lies nur den Turm stehen. Der Turm blieb aus rein praktischen Gründen. Erstens befand er sich im Stadtzentrum, wodurch er für die Wachtzwecke perfekt geeignet war. Zweitens enthielt der Turm die Seigerglocke. Nie traf man die Entscheidung über den Turmabbau, sogar nach der Errichtung des neuen Rathauses oder nach zahlreichen vernichtenden Bränden. Zum letzten Mal beschädigte das Feuer den Turm im Jahre 1760. Während der Kämpfe um Lubań 1945 wurde die anstossende Bebauung zerstört. Die Wiederbelebung führte man erst in den Jahren 1991-2004 durch. Die Lage und Stilisierung der neuen Gebäude entspricht dem Zustand vor dem zweiten Weltkrieg.